Eigentlich hatte ich für diesen Tag mit einem langen Marsch durch ödes Gewerbegebiet gerechnet. Dem war absolut nicht so. Die Wege verliefen zwar oft entlang der Straße, führten aber durch Eukalyptuswälder und kleine Orte mit der typisch galizischen Bauweise.

Wir wurden am Stadtrand von Santiago de Compostela zwar weder mit Jubelrufen noch mit Paukenschlag begrüßt, dafür aber mit einem bezaubernden Garten voller Steinskulpturen. Vor der Kathedrale angekommen, empfand ich erst einmal vor allem Kälte und einen Hauch von Enttäuschung. Vor der Kathedrale stand eine Menschenschlange. Alle wollten sie zur Pilgermesse, allerdings finden PilgerInnen keinen Einlass mit Gepäck. Wir schafften es, pünktlich zu Beginn der Messe Stehplätze in der Kathedrale zu ergattern. Gefühlt saßen in den Bänken all die BuspilgerInnen – das sind die Menschen die sich mit dem Bus von Kirche zu Kirche fahren lassen, um so die Stempel für ihre Pilgerausweise zu erhalten. Die Menschen, die mit ihren wunden Füßen kaum noch stehen konnten, fanden keinen Platz zum sitzen. Also heißt das für mich: wer sich für die harte Tour des Pilgerns entscheidet, soll das gefälligst bis zur letzten Minute auskosten.

Von der Messe selbst habe ich nicht viel verstanden, war aber sehr berührt von der klaren Sopranstimme der Vorsängerin. Als dann überraschend noch die Botufameiro geschwungen wurde – wird sie wohl nur an Feiertagen – flossen dann doch ein paar Tränen.

Sehr berührt hat mich auch eine Gruppe von PilgerInnen, denen wir unterwegs schon 2 mal begegnet waren. Sie begleiteten einen Rollstuhlfahrer auf dem Camino und trugen T-Shirts mit der Aufschrift: A Santiago con Javer (nach Santiago mit Javer). Die Menschen weinten und lachten, als sie sich voneinander verabschiedeten.

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