Heute Nachmittag mit 3 WG-Kindern im Zoo. Die Kinder haben gespielt, Tiere bestaunt und 5 Minuten vor Zooschließung bekamen sie einen Schreirappel. „Entegans“ brüllten sie und lachten über die Lautstärke der eigenen Stimme. Natürlich schauten ein paar Leute pikiert und eine Frau meckerte eines der Kinder an. „Deine Mama schreit wohl abends auch immer so“. Das blieb kurz stehen, schaute die Frau an, zuckte die Achseln und brüllte im Weglaufen „Entegans“
Ich sah die alte Frau an und sagte ihr, dass diese Kinder in einer besonderen Situation (ohne ihre Eltern) leben. Dass sie den ganzen Tag friedvoll und leise waren und dass ich als die für sie zuständige Erwachsene es in diesem Moment völlig in Ordnung fände, wenn sie sich für ein paar Minuten mal wie Kinder verhielten: laut, lustvoll, lebensfroh. Weil diese Kinder im besonderen, aber auch andere Kinder fast immer nur das dürfen, was die Erwachsenen für angemessen und richtig ansehen. Nirgends dürfen Kinder wirklich laut sein, zu Hause nicht – wegen der Babys, wegen der Lärmempfindlichkeit der Erwachsenen, wegen der Nachbarn – in der Kita nicht, in der Straßenbahn nicht, beim Einkauf nicht, im Zoo nicht. Aber irgendwie will auch bei den Kindern die Schreilust, die Tobelust mal befriedigt werden.
Die Frau entschuldigte sich nach meinem Vortrag, wir wünschten einander frohe Weihnachten und verabschiedeten uns mit einem Lächeln voneinander.

Mit den Kindern bin ich noch durchs dunkle Rosental gelaufen und mit EntegansGebrüll haben sie die Abendgeister aus dem Gebüsch vertrieben. Ich bin jetzt zwar taub, aber die Kinder schlafen befriedet und erschöpft.

DU WILLST MEHR?

TRAGE DICH EIN UND ERHALTE EINE BENACHRICHTIGUNG, WENN ICH NEUE BEITRÄGE VERÖFFENTLICHE.

Ich sende keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.