Geben und Annehmen: Wertschätzung im Alltag

Ich kann es nicht anders sagen: Ich liebe Blogparaden. So viele spannende Themen kann ich mir allein gar nicht ausdenken. Mit diesem Beitrag „Geben und Annehmen: Wertschätzung im Alltag“ antworte ich auf Jutta Büttners Blogparade: Welche kleinen Gesten der Wertschätzung machen deinen Alltag besonders?

Unter Wertschätzung verstehe ich die Anerkennung und den Respekt, den ich anderen Menschen und mir selbst entgegenbringe, sowie die Dankbarkeit für das, was sie für mich tun. Im Alltag zeigt sich Wertschätzung auf vielfältige Weisen, ein paar davon findest du hier in meinem Artikel.

Diese Geste der Wertschätzung hat mich kürzlich berührt

Heute hatte ich ein Coaching mit einer neuen Klientin. Sie kam auf Empfehlung zu mir, erzählte mir aber, dass vor allem mein Blog und meine YouTube-Videos sie überzeugt haben, weil sie mich dort als nahbar, offen und kompetent erlebt hat. Sie meinte, sie hätte sich gewünscht, die Seite schon eher entdeckt zu haben. Viel Hilfreiches hat sie dort gefunden, was sie auch allein zu Hause ausprobieren kann. Das allerschönste an all diesen wunderbaren Aussagen war für mich: Sie hat sich verstanden gefühlt, auch, ohne dass wir uns vorher begegnet sind.

Berührt und mit Dankbarkeit erfüllt hat mich dies, weil ich ja eher selten eine Rückmeldung zu meiner Seite und meinen Videos erhalte und weil bei ihr genau das angekommen ist, was für mich der Grund ist, die Seite so zu gestalten, wie ich sie gestalte: Ich möchte eine nahbare Therapeutin sein, bei der sich die Klient:innen wohl und aufgehoben fühlen. Sie sollen wissen, dass ich weiß, wovon sie sprechen und sie trotz all den gruseligen Erlebnissen nicht allein sind mit ihren Emotionen, all den Verwirrungen. Dass es genauso ankommt und die Frau das so wertschätzend ausgesprochen hat, ist Balsam für meine Seele.

Gesten der Wertschätzung, die ich in meinem beruflichen Umfeld erlebe

Es gibt viele kleine Gesten der Wertschätzung, die ich im beruflichen Umfeld erfahre. Sei es ein verbales Dankeschön, eine Gehaltserhöhung, das Zutrauen in meine Kompetenzen und mich. Ich werde um meine Meinung gebeten und um Rat gefragt. Meine Klient:innen aus dem Coaching zeigen mir ihre Wertschätzung, indem sie

  • Umsetzen, was wir vereinbart haben.
  • Zum nächsten Termin wiederkommen.
  • Mir tolle Rückmeldungen geben über Google-Bewertungen, ProvenExpert oder per WhatsApp.

Kolleg:innen

  • Bedanken sich dafür, dass sie mit mir sprechen können, wenn sie etwas bedrückt.
  • Senden mir Urlaubskarten oder Fotos per WhatsApp.
  • Drohen mir, mich zurückzuholen, sollte ich es mir einfallen lassen, meinen Leitungsjob aufzugeben.
  • Umarmen mich, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme.
  • Kochen mir einen Kaffee, wenn sie merken, dass ich gerade unter hohem Druck stehe.

Klient:innen (Jugendhilfe und Familientherapie)

  • Sind manchmal traurig, wenn die Therapie vorbei ist und drücken dies auch aus.
  • Backen Kuchen für uns, weil die Termine mit uns für sie etwas Besonderes sind.
  • Haben mir Anfang des Jahres zur Hochzeit gratuliert und eine hat sogar eine Torte gebacken.
  • Die Kinder der WG kommen auf mich zu und fordern Umarmungen ein.
  • Obwohl ich nur unregelmäßig vor Ort bin, geben mir die Kinder immer das Gefühl, für sie eine wichtige Bezugsperson zu sein, indem sie mir von ihrem Alltag, ihren Sorgen und Ängsten, aber auch von ihren Erfolgen und Freuden berichten.

Auftraggeber:innen:

  • Drücken ihre Wertschätzung aus, wenn in Fällen, in denen sie nicht an positive Veränderungen geglaubt haben, mit unserer Unterstützung ebendiese positiven Veränderungen eintreten.
  • Fragen gezielt nach, ob Daniel (mein Co-Therapeut) und ich freie Kapazitäten haben.
  • Bedanken sich für die ausführlichen Berichte, in denen wir klare Empfehlungen abgeben.

So drücke ich Wertschätzung aus

Für andere

Ich drücke meine Wertschätzung aus, indem ich

  • wirklich zuhöre,
  • nicht bewerte,
  • ernst gemeinte Komplimente mache,
  • um Hilfe bitte, wenn ich welche benötige,
  • kleine Botschaften der Zuneigung versende (über WhatsApp, Telegram, E-Mail, Postkarte),
  • kleine Geschenke mache, von denen ich denke, sie passen zur beschenkten Person,
  • an Geburtstage denke,
  • ehrlich bin, wenn ich etwas gefragt werde,
  • mich wirklich auf mein Gegenüber einlasse, präsent bin,
  • mich bedanke, wenn ich Unterstützung erfahren habe oder sich jemand für mich Zeit genommen hat,
  • verlässlich bin, indem ich nichts verspreche, was ich nicht halten kann und das, was ich versprochen habe, auch wirklich umsetze,
  • andere Menschen anlächle und grüße.

Für mich selbst

Dieser Part ist erst spät in mein Leben gekommen, weil ich früher auch diesem Satz „Eigenlob stinkt“ aufgesessen bin. Inzwischen weiß ich, dass ich gerade in Momenten, in denen ich mit mir hadere, meine eigene Wertschätzung dringend benötige. Aber nicht nur dann. Es ist so wichtig, mit einer wohlwollenden Haltung mir selbst gegenüber durchs Leben zu gehen, das macht mich ausgeglichener und unterstützt das Gefühl, in mir zu Hause zu sein.

Ich drücke mir selbst gegenüber Wertschätzung aus, indem ich:

  • mir morgens im Bad, wenn ich mein Spiegelbild sehe, einen guten Morgen wünsche und mich anlächle,
  • mich regelmäßig in den Arm nehme,
  • wenn ich traurig bin, mich selbst tröste,
  • mir Komplimente mache,
  • mich für auch für kleine Erfolge lobe und sie feiere,
  • achtsam mit mir umgehe – regelmäßig esse, Pausen mache, mich bewege, schlafe,
  • wenn mal etwas misslungen ist, mir sage, es gibt einen guten Grund dafür, vielleicht sollte ich aus dieser Lektion etwas lernen,
  • mir erlaube Regeln zu brechen, die ich für unsinnig halte (selbst aufgestellte ebenso wie die Regeln von anderen),
  • mit mir lache,
  • mir mindestens einmal in der Woche Blumen kaufe,
  • mich mit wohlriechenden Bädern und Cremes verwöhne,
  • mir die Zeit nehme zum Malen, Schreiben, kreativ sein, Filme anschauen, faul sein oder einfach mal bei Regenwetter im Bett bleibe und ein Buch lese,
  • nichts von dem, was ich tue „komisch“ finde und mich selbst nicht infrage stelle,
  • mir in regelmäßigen Abständen kleine Botschaften schreibe, in denen ich meine Liebe für mich selbst ausdrücke.

6 Kommentare

  1. Sylvia Tornau 5. November 2023 um 22:48 Uhr

    Liebe Grit, ich danke dir für deine anerkennende Rückmeldung. Das freut mich sehr. Zum „Faul-sein“: vielleicht hörst du einfach nicht auf die Bewertung, die du mit dem Wort faul verbindest. Es ist doch immer eine Form der Betrachtung. Während meiner Lehrzeit war es verpönt, vor 16 Uhr den Betrieb zu verlassen. 10-15 Minuten vor 16 Uhr, standen die Leute im Treppenhaus und warteten darauf, endlich gehen zu können. Dass ich mir anmaßte, das Haus 15.45 Uhr zu verlassen, trug mir damals den Ruf ein „Faul“ zu sein. Ich hingegen fand schon damals, dass ich meine Zeit viel effektiver nutzte, als die anderen 🙂 Definiere mal „faul“ für dich und dann vergleiche es mit dem, was du über das „Faul sein“ gelernt hast. Und dann entscheidest du dich einfach für das, was dir lieber ist. Ich liebe es übrigens, an einem verregneten Tag im Bett zu bleiben und dem Regen zu lauschen und einfach mal nix zu tun. Das ist so entspannend für mich, wie nichts anderes. Gib dir die Erlaubnis und genieße. Herzliche Grüße Sylvia

  2. Grit 5. November 2023 um 12:25 Uhr

    Liebe Sylvia,
    was für ein herzerwärmender Beitrag. Wertschätzung ist in deinem Leben voll integriert. Das ist sehr wertvoll. Auch das du dir so viel Wertschätzung schenkst. Ich glaube, mir fällt am schwersten „das Faul-sein“. Dabei ist es sooo wichtig…
    Das Schlimmste oder Traurigste ist wohl ein Leben ohne Wertschätzung, Lob und Anerkennung. Aber das kennst du selbst wohl nicht mehr, aber vielleicht deine Klient:innen…
    Herzliche Grüße
    Grit

  3. Rautigunde Meeresschaum 16. Oktober 2023 um 08:23 Uhr

    Danke! Diesen Artikel habe ich gleich mal an eine Freundin weitergeleitet, damit auch sie deine lebendigen Zeilen genießen und Anregung finden kann.

  4. Gabi Kremeskötter 15. Oktober 2023 um 19:56 Uhr

    Liebe Sylvia,
    die erfahrene Wertschätzung auch wahrnehmen, sich einen kurzen (oder längeren) Moment genussvoll damit auseinandersetzen und vor allem die vielen kleinen Gesten erkennen, das ist das wahre Geheimnis kleiner Glückszustände.
    Du hast sie sehr nachvollziehbar beschrieben und gibst somit die positive Energie an die Aussender zurück.
    Das wirkt doppelt!
    Und ja genau: Sich selbst die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, macht den Kreis rund.
    Herzliche Grüße
    Gabi

  5. Sylvia Tornau 14. Oktober 2023 um 21:05 Uhr

    Liebe Susanne, manchmal duften die Blumen, manchmal sind sie noch erdverwurzelt und manchmal sind sie einfach nur bunt.Liebe Grüße Sylvia

  6. Susanne Wagner Atemtherapie 14. Oktober 2023 um 20:05 Uhr

    Liebe Sylvia, finde ich sehr schön, dass du dich selbst auch in den Artikel genommen hast und erzählst, wie du die Wertschätzung zu dir gestaltest. Da schneide ich mir gerne eine Ideenscheibe davon ab 🙂 Duften die Blumen auch, die du dir selbst schenkst? Herzlich, Susanne

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, inneren Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
Für ein erfülltes Leben in Verbundenheit.

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