Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Lebensglück-Navigatorin
Mein Weg zur Lebensglück-Navigatorin. Was bedeutet denn das? Lebensglück-Navigatorin meint Mentorin für Frauen die ihrer Sehnsucht folgen und sich ein glückliches, meint gelingendes und sinnerfülltes Leben wünschen.
Bevor ich auf das Thema dieses Beitrages – Wie ich wurde was ich bin: Mein Weg zur Lebensglück-Navigatorin – eingehe, zeige ich dir, was meine Lebensglück-Vision für Frauen-Leben ist.
Frauen, die Ja zu sich selbst sagen, die sich selbst versprechen, sich zu ehren, zu achten, zu lieben, egal, was das Leben für sie bereit hält. Und wenn ich dann mit 80 Jahren zum letzten Mal diese Zeremonie organisiere, feiere ich mit über 1000 Frauen und alle die sich in den Jahren davor das Ja-Wort gaben, sind mit dabei. Ich liebe diese Vision, sie ist für mich Motor und das so oft beschworene Warum. Warum ich mache, was ich mache. Warum ich von der Survivor-Queen zur Lebensglück-Navigatorin wurde. Welche Stationen mich auf meinem Weg zur Lebensglück-Navigatorin geprägt haben, davon erzähle ich dir in diesem Beitrag.
- ca. 1970-1977 Ich war das Alien. Ich gehörte nicht in die Familie, in die ich hineingeboren wurde, fühlte mich fremd – der Humor und die Sprache waren derb und gingen nicht selten auf Kosten anderer. Die Erziehungsmethoden waren Zuckerbrot und Peitsche, gepaart mit abrupten Stimmungswechseln, verbaler und körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen.
In der Grundschule war ich das begehrte Mobbingopfer. Ich war ein seltsames Kind ohne Vertrauen in irgendwen. Meine besten Freunde waren die Kastanienbäume auf dem Schulhof, gleich gegenüber von unserem Wohnhaus. - 1977-1982 Meine erste wichtige Entscheidung. Umzug von Eutritzsch nach Holzhausen, im Sommer vor meinem Wechsel von der 4. in die 5. Klasse. Ich saß in meinem alten Kinderzimmer auf dem Sofa und traf die erste wichtige Entscheidung meines Lebens: wie zu Hause mit mir umgegangen wird, das kann ich nicht beeinflussen, aber draußen, in der Schule, lasse ich mir nichts mehr gefallen. So kam es, dass ich mich im ersten Schuljahr an der neuen Schule mehrfach so heftig prügelte, dass ich dabei büschelweise Haare verlor. Das Ergebnis: ich hatte zwar keine wirklichen Freund:innen, aber ich wurde in Ruhe gelassen.
- 1981 Mein erstes Frauenbündnis. Mit 17 Jahren war ich wieder einmal aufgrund eines Suizidversuchs in der Psychiatrie. Dort legte ich einen wichtigen Grundstein für mein weiteres Leben: ich verbündete mich mit einem anderen willensstarken Mädchen. Sie hieß Rosa, wir hatten eine ähnliche Geschichte, vertrauten keinem Erwachsenen und spürten, dass wir trotz aller Brechungen eine große Kraft und Sehnsucht in uns trugen. Wir verweigerten uns dem Druck der Institution, indem wir den Frühsport schwänzten. Alle anderen Insassen bekamen deshalb kein Frühstück und ließen ihren Unmut an uns aus. Wir ließen uns nicht einschüchtern und kamen zur Strafe beide in „Einzelhaft“.
- 1989 die Geburt meiner Tochter. Mit ihrem Vater hatte ich die letzte toxische Beziehung meines Lebens. Auch wir prügelten uns und meinen Freiheitsdrang, dem Drang nach einem selbst bestimmten Leben, begegnete er mit Begrenzung und Enge. Nach einem heftigen Streit versiegte die Milch in meiner Brust und ich musste mein Kind fortan mit Flasche ernähren. Das war der Punkt, an dem ich wusste: so eine Beziehung schadet mir und meinem Kind. Ich entschied mich für ein ruhigeres Leben zu zweit und fokussierte mich ab da auf meine Stärken.
- ca. 1992 -1997 Frauen sind mutig, stark und schön. Anfang der 90er Jahre traf ich auf eine Gruppe von Frauen, die sich politisch, feministisch engagierte. Ich schrieb in der Frauenzeitschrift „Zaunreiterin“ und in der Wochenzeitung „DAZ – Die Andere Zeitung“ Beiträge für die Frauenseite. Ich arbeitete im Frauenkultur-Verein, in dem wir uns für die Kunst von Frauen und ihre Lebenslagen stark machten. Wir demonstrierten gegen die Wiedereinführung des §218 – erfolglos. Wir gründeten den ersten Verein gegen sexuellen Missbrauch in Leipzig „AVALON“ und stärkten uns gegenseitig. Auch unsere Kinder wurden miteinander groß. Hier lernte ich die Zuverlässigkeit und die Kraft von Frauenfreundschaften kennen und möchte sie seit dem nicht mehr missen.
- 1998 -2001 Studium. Ende der 90er Jahre studierte ich berufsbegleitend an der FH Merseburg soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Schwerpunkt: Frauen und Mädchenarbeit. Ich professionalisierte, was ich in den vergangenen Jahren schon angefangen hatte. Geschlechtsspezifische Medienarbeit, Frauenschreibgruppen, eine Radiosendung für Frauen „Freche Lippe“ zu Themen aus Politik, Kultur und Alltag. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich wissenshungrig. Wenn mein Konto es hergegeben hätte, wäre ich wohl lebenslang Studentin geblieben. So lerne ich seitdem immer wieder berufsbegleitend.
- 2001-2008 Der große Schock in der Kinder- und Jugendhilfe. Mit meinem Diplom in der Hand wechselte ich das Berufsfeld. Ich wurde Familienhelferin. Es war ein wenig wie die Rückkehr in mein altes Familienleben. So viele Dysbalancen, so viel emotionale Verwahrlosung bei Eltern und Kindern, Gewalt, Depression, Unglück. Das Leid war schwerwiegend und häufig hat(te) es seinen Ursprung in den Generationen davor. In diesem Job wurde ich zum ersten Mal mit dem Thema transgenerationales Trauma konfrontiert.
- ca. 2003-2013 Professionalisierung meines psychologischen Wissens. Um besser auf die Bedürfnisse der Familien, auf meine eigenen und auf die meiner Tochter eingehen zu können, machte ich diverse Aus- und Weiterbildungen. Mediation, Schreibtrainerin, systemische Familientherapie und Beratung, Traumapädagogik, um nur einige zu nennen. Mir wurde in dieser Zeit sehr deutlich, dass die Arbeit in der Familienhilfe nicht selten der Aufrechterhaltung des Status Quo diente, also vorrangig dafür da war, dass sich die Situation für alle Beteiligten nicht verschlechterte, weiter zuspitzte. Ich wollte wirkliche Veränderungen und so entschlossen wir uns als Träger, den Bereich aufsuchende Familientherapie zu öffnen.
- 2008-2013 Jobwechsel. Ich war viele Jahre stellvertretende Leitung am Standort Leipzig bei der AHB Berlin Leipzig gGmbH, doch nach meinem Masterabschluss in Personalentwicklung – Schwerpunktthema Coaching – wollte ich es wissen. Ich wechselte zum sozialpsychiatrischen Zentrum Boot gGmbH und leitete dort den Bereich „offene Angebote“ mit Beratungsstelle, Ergotherapie und Teestube. Was mir in meiner Arbeit als Beraterin auffiel, dass viele Frauen, vor allem junge Frauen, einen anderen, offeneren Umgang mit ihren psychischen Erkrankungen hatten. Sie wussten, dass sie psychisch krank sind und einen Umgang mit ihrer Erkrankung finden mussten, sie wussten aber auch, dass sie daneben noch so viel mehr sind. Wichtig war ihnen, sich nicht auf die Erkrankung zu reduzieren und reduzieren zu lassen. Sie wollten trotz allem ihr Lebensglück finden.
- 2009 Auszug meiner Tochter. Mit dem anstehenden Auszug des Kindes eröffneten sich mir neue Räume. Es war ein Zustand zwischen Hoffen und Bangen. Kann ich die neuen Räume füllen? Besteht mein Kind da draußen? Wird es seinen Weg finden? Bleiben wir miteinander verbunden? In diesem Prozess, lernte ich viel von meiner Tochter, vor allem, wie wichtig eine klare Kommunikation ist und wie wichtig es ist, gegenseitig auf die Grenzen zu achten. „Nein Mama, ich will keinen Rat von Dir, keine Lösung, ich will Dir das nur einmal erzählen!“ Heute weiß ich, das meine Tochter sich auch in der Pubertät von mir einfach nur Zuhören gewünscht hätte und nicht gleich die zum Kampf bereite Mutter. Ich lernte Loslassen und einfach nur da sein. War echt schwierig für mich.
- 2012 Trennung. Trennungen hatte ich schon einige hinter mir, doch ich hatte es bis 2012 immer vermeiden können, getrennt zu werden. Diesmal hatte ich den Zeitpunkt verpasst oder mein System war endlich bereit für den Albtraum. Meine Angst vor Trennung ging einher mit der Vorstellung, dass ich noch einmal mit all meinen Urängsten und Schmerzpunkten konfrontiert werde. Genau das traf ein. Eine der für mich schmerzhaftesten und im Nachgang heilsamsten Erfahrungen meines Lebens. Ich bin nicht verrückt geworden, habe mich nicht aufgegeben, im Gegenteil, ich fühle mich in mir befreiter und lebensfroher als je zuvor.
- 08.05.2014 Ich heirate mich selbst. Nach der Trennung glaubte ich, noch einmal eine Therapie machen zu müssen. Die Therapeutin hörte sich meine Geschichte an, lächelte und sagte: „Sie haben schon so viel über sich in Therapien gelernt. Sie schaffen das allein. Wenn ich mich täusche, dann kommen sie wieder!“ Sie hat sich nicht getäuscht. Ich bin in all die Themenfelder: Vertrauen, Selbstwert, Selbstachtung und Selbstliebe noch einmal tief eingetaucht. Geholfen hat mir dabei Veit Lindau mit homodea, damals noch human trust. Sein Buch „Heirate Dich selbst“ war wie eine Erweckung. Ich saß beim Lesen auf dem Balkon, lachte herzhaft, weil ich den Gedanken absurd fand.
- 2013 Zurück zu den Anfängen. Neben all den positiven Erfahrungen, die ich im Boot machte, gab es auch einige andere. Bis dahin wusste ich nicht, dass es auch Mobbing von unten nach oben gibt – eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte, die mich aber auch viel gelehrt hat. Bis heute reagiere ich auf den Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ ein wenig allergisch, nur mischt sich heute statt Empörung eher Mitgefühl in meine Reaktion. Wer festhält an etwas, was er/sie schon immer so gemacht hat, blockiert sich selbst. Stellt nicht in Frage, ob das was da getan wird auch richtig ist, ob es nicht vielleicht auch anders geht, leichter. Hinzu kam mein Wunsch, wieder therapeutisch zu arbeiten. AHB machte mir das passende Angebot und ich griff zu.
- 2020-2021 Gerator-Coach-Ausbildung. Oft haben mich Freundinnen gefragt, warum ich mich nicht selbstständig mache, mit all dem Wissen und der Erfahrung die ich mitbringe. Meine Antwort: Ich hatte Angst. Ohne finanziellen Background – als quasi Alleinerziehende im sozialen Beruf, reichte das Geld für das Leben, aber nicht für Ersparnisse – hatte ich Angst vor dem finanziellen Absturz, der auch bedeutet hätte, dass ich meine studierende Tochter nicht mehr unterstützen konnte. Dahinter verbarg sich ganz still und leise noch immer die Angst, nicht gut genug zu sein. Diesen Ängsten stellte ich mich in der Greator-Coach-Ausbildung noch einmal. Als ich im Sommer 2021 die Ausbildung abschloss, war dies zugleich der Startschuss in die Teilselbstständigkeit.
- Heute – Langsam aber stetig. Nebenberuflich ein Business aufzubauen ist gar nicht so einfach. Ich musste für mich klären, was ich anbieten will – Coaching für Frauen die mehr vom Leben wollen, als zu funktionieren, mit wem ich arbeiten will – berufstätige Frauen und Mütter und dass ich gern sowohl offline als auch online arbeite. Die ersten Coachings habe ich gemacht, mit weiteren Interessentinnen bin ich im Kontakt. Mein Ziel ist es, in drei oder vier Jahren komplett in die Selbstständigkeit zu wechseln und die letzten Berufsjahre so ganz eigenverantwortlich und in meinem Rhythmus zu arbeiten. Den Titel Lebensglück-Navigatorin wählte ich, weil ich mir selbst so lange verwehrt habe glücklich zu sein und ich dies auch bei anderen Frauen sehe.
[…] der Isolation und des Getrenntseins. Meine Beschreibung dafür war lange Zeit „Ich bin ein Alien!“ Damit meine ich das Gefühl der Heimatlosigkeit und Unverbundenheit. Einsamkeit ist nicht […]
[…] bin die Lebensglück-Navigarorin, für Menschen, die sich dem Schatten nicht ergeben wollen. Das ist meine […]