Moderne Lyrik die berührt
„Ich will glauben es sei Sommer“ Gedichte von Therese Chromik
rezensiert von Sylvia Tornau
Schon im Titel gesteht die Autorin einen gnadenlosen Optimismus. Durch einen wohlwollenden Glauben, bei aller Realitätsnähe der Texte, erschließt sich die Melancholie und Härte des Lebens in Lebensmut und Neugier. Und genau dies macht die Gedichte von Therese Chromik so lebensmild und berührend wie eine sternenklare Sommernacht.
Dabei sind es vordergründig nicht die großen Themen die die Autorin in ihren Texten verarbeitet, sondern es sind die kleinen Alltäglichkeiten, die ausgelotet, abgewogen und betrachtet werden. Ganz nebenbei eingebettet in den Kosmos von Literatur, Philosophie und Moderne. Sprachlich virtuos und jedes Wort mit Bedacht gesetzt und dabei nie abrutschend ins Sprachlose oder Übermächtige. Jeder Text eine kleine Entdeckung. Manchmal absurd, manchmal ins Schwarze treffend und dabei immer präzise in ihren Bildern nimmt die Autorin ihre LeserInnen mit auf eine Reise ins Bekannte und ebnet mit ihren Sprache den Weg für einen neuen Blick darauf.
In mehreren Gedichten geht es um das Thema Schreiben. Um die Suche nach Worten, nach dem einen, dem richtigen Wort und es geht um das von den Worten gefunden werden. So z.B. in „Herzklappentext“, „Ermunterung“ oder in „Ermittlungen“ – hier fordert die Autorin gar ein Wort auf, sein Alibi zu überprüfen. Die Autorin gibt eine eindringliche Beschreibung der Textarbeit, der Wortklauberei und setzt sich dabei ironisch mit dem modernen Management der Sprache auseinander, z.B. in „Normierung“ und gipfelt angesichts all der modernen lyrischen Verbote im Gedicht „Werkstattgespräch“.
„… Der Mond darf nicht mehr aufgehen
in deinem Gedicht.
Kauf eine Halogenlampe
für deinen Vers.“ (S.63)
Neben den in Naturbetrachtungen eingebundenen, archaisch anmutenden Überlegungen zu männlichen und weiblichen Lebensquellen, fast vergessen wie z.B. in den Gedichten „Schilfrohr“, „Kornmuhme“ und „Garten der Erde“, neben den Landschaftsbetrachtungen und Ortsbeschreibungen bildet das Thema Herkunft (Kindheit und Vertreibung) einen weiteren Schwerpunkt in diesem Gedichtband. Da geht es um die Spurensuche im Text „Kindheit“ und um das Besinnen auf das Eigentliche des Lebens, das Sein und Vergehen und das immer wieder Innehalten, wie z.B. im Gedicht „Entsagungstag“. Hier feiert das Poetische Ich einen beneidenswerten Geburtstag mit seinen verschiedenen Anteilen.
„…der Tag, an dem
mich keiner stört
und wir miteinander
endlich reden können,
ich und ich.“ (S.79)
Ein erster Schritt zur Annäherung an das eigene Innehalten, zum Hinhören zur Lebensstimme könnte das Lesen dieser Gedichte sein.
Dieser Gedichtband ist ein Kleinod moderner Lyrik. Unbedingt empfehlenswert, nicht nur an verregneten Sommertagen.
Therese Chromik: Ich will glauben es sei Sommer. Gedichte. Verlag Ralf Liebe, 2010, 112 Seiten, 20 €
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