Nach drei Tagen Erholung sitzen wir in Kühlungsborn im Sonnenschein auf der Terrasse und sprechen darüber, wie wir die Pilgerreise im Nachgang bewerten. Über eines sind wir uns einig: erlebt haben wir beide so etwas noch nicht und es gab sowohl großartige als auch schreckliche Momente. Großartig waren die erlebte Verlangsamung der Zeit, das in der Natur sein, manche Begegnungen mit Tier und Mensch, das Konzert in Greifswald, das Miteinander und vieles mehr. Schrecklich waren das Gepäck auf dem Rücken, der 20 km Marsch, die Wanderungen im Regen und einige der Unterkünfte.
Trotzdem, im Nachgang überwiegt bei uns beiden die Freude: wir haben es geschafft und haben viel erlebt und erfahren.
Wir sind ca. 214 km gelaufen, dass heißt wir haben fast eine halbe Million Schritte gemacht. Wir sind durch 2 Städte, 5 Kleinstädte und 41 Dörfer gelaufen. Was wir nicht gezählt haben: an wie vielen Rapsfeldern wir vorbeigekommen sind. Es waren viele und im Verlauf der Wanderung konnten wir zusehen, wie der Raps verblüht.
In Bezug auf die vor der Wanderung gesteckten Ziele können wir, im Rückblick betrachtet, sagen:
(Ina) Ich bin auf der Reise ruhiger und ausgeglichener geworden. Es tat mir gut. Ich habe das Wandern, obwohl ich es nicht mag, sehr genossen. Es gab durchaus Momente, wo ich aufhören wollte, z.B. während der 20 km Tour. Aber ich habe auch gemerkt, wie sich eigene Grenzen verschieben lassen und ich immer noch Kräfte aktivieren konnte, von denen ich vorher nicht wusste, dass es sie gibt. Manchmal hat eine Pause oder ein Stück Erdbeertorte Wunder bewirkt. (Sylvia) Mein Ziel, dem Schmerz und der Traurigkeit davon zu laufen, sie loszuwerden, habe ich nicht erreicht. Es war eher so, dass ich mitten in sie hineingelaufen bin. Trotzdem ist da viel passiert. Es sortiert sich etwas in mir, z.B. hat sich die Frage geklärt, was ist Trennungsschmerz und was gehört zu einem ganz alten Schmerz. Worin unterscheiden die sich. Ganz nebenbei habe ich gelernt, dass es nicht schlimm ist traurig zu sein. Dass dies ein Teil ist, der zu mir gehört, ebenso wie Lebensfreude und Neugier und vieles andere. Heißt, ich muss mich weder darüber definieren, noch mich deswegen verdammen. Gefühle kommen und gehen, ich bleibe. Dies zu spüren, hat auch mich ruhiger und gelassener werden lassen. Mir selbst gegenüber, gegenüber dem was ist, aber auch gegenüber dem, was ich mir für die Zukunft vorstelle.
Sollten wir wieder einmal miteinander pilgern, dann wissen wir, dass die Tagesstrecke nicht länger als 16 km sein sollte. Das ist aushaltbare Anstrengung. Alles andere ist Quälerei für ungeübte Pilgerer und faule Stadtmenschen.
Wir können uns vorstellen, noch einmal miteinander zu pilgern. Dann allerdings in anderer Landschaft und ohne Zeitdruck. Auf dieser Reise mussten wir ja immer die jeweilige Unterkunft erreichen, es gibt in der Region einfach zu wenige Pilgerherbergen.
Momentan denken wir gerade über den St. Olovs Weg in Norwegen nach. Allerdings dürfte es dort noch einsamer sein und wir müssten sicher ein Zelt mitnehmen. Aber die Landschaften dort…
Wir danken allen, die uns hier und in anderen Medien auf unserer Reise begleitet und uns mental unterstützt haben.
Lieber admin, muss ich das verstehen??? Spammer… Zelt…
Lieber Spammer, ich habe mal den Link zum Zelt entfernt…:)
Danke für das Kompliment. Da könntest Du uns ja vielleicht den Kontakt zur Tochter deiner Freundin herstellen, zwecks Vorabinformation zum Okofsweg :-)…
Super, dass ihr es geschafft habt und großes Kompliment, denn die Via Balitca kann sich ganz schön hinziehen auf manchen Etappen. Ich habe eine Freundin, deren Tochter den Olafsweg gegangen ist und es ist sehr abenteuerlich und bei weitem nicht so gut markiert wie die Pilgerwege bei uns in Deutschland. Sie hatte ein superleichtes Zelt dabei, trotzdem kam ihre Ausrüstung auf 8 Kilo, das wäre für meinen Rücken zu schwer. Sie ist allerdings auch 20 Jahre jünger als ich 🙂