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Von Grimmen-Hohenwieden nach Tribsees – Streckenlänge 20 km
Das heute war ein Marathon, die letzten Kilometer sind wir eher gekrochen als gelaufen. Füße, Hüften und Rücken kreischten und knirschten, alles schrie „Aua!“.
Heute morgen, beim Kaffee sagte Ina, dass es ihr in Meck-Pom zu einsam ist. Ihr fehlt das „kleine Leben. Die Dörfer haben keinen lebendigen Mittelpunkt, es sind kaum Menschen da. Man kann sich nicht einfach mal hinsetzen und beobachten. Die Lebendigkeit fehlt. Die Landschaft ist schön, aber irgendwie fehlt die Abwechslung. Du blickst auf und siehst Rapsfelder. Du blickst wieder auf und siehst Rapsfelder. Mit viel Glück siehst du ab und mal einen Hasen oder ein Reh.“ Ina erfreut sich durchaus auch an kleinen Dingen, aber „durch das Gepäck und die Schwere ist das begrenzt.“
Unterwegs sammelte Ina Hühnergötter vom Waldweg auf, offensichtlich ist ihr Rucksack noch nicht schwer genug. In einem Waldstück hatte sie plötzlich die Idee, im Kopf „Die Wand“ nachzuspielen. Kleine Änderung des Drehbuchs nicht eine Frau, sondern zwei Frauen leben hinter der Wand. Ich durfte mir aussuchen, ob ich lieber für das Vieh oder für die Landwirtschaft zuständig sein will. Ich entschied mich für das Vieh und Ina hatte die Aufgabe, Tabak und Kaffee anzubauen und Schnaps zu brennen. Ihre Idee für Kaffee war Eicheln sammeln und rösten. Also unter diesen Bedingungen möchte ich nienienie hinter der Wand leben! Außerdem gibt es da kein Internet.
Nach 8,5 km haben wir heute in Kirch-Baggendorf Km 107 erreicht. Die Hälfte der Tour geschafft. Darauf haben wir jede erst mal einen Minischluck Appelkorn getrunken.
Ich habe heute wieder einmal festgestellt, wie wetterabhängig ich bin. Trübes Wetter = Trübe Laune. Völlig unterzuckert – 8 Uhr Frühstück, da ist jeder Bissen eine Qual – wurde ich heute geplagt von Einsamkeitsgefühlen und Kindheitserinnerungen, z.B. an eine Bergwanderung im Rilagebirge. Immer höher ging es, obwohl wir nur mal ein Stück laufen wollten. Die Nässetropfen auf meinem Pullover waren gefroren, meine kurzen Beine und die Hobbitfüße taten weh (ich war ca. 7), aber ich wurde gnadenlos angetrieben, bis ich endlich, völlig verfroren und verheult, auf dem 3000er im Nebel stand.
Zum Glück ist Ina bei mir. Allein mit ihrer Anwesenheit holt sie mich immer wieder aus meinen Erinnerungen zurück.
Fazit des Tages: (Ina) Es ist erstaunlich, dass ich immer wieder Kräfte zum Weiterlaufen mobilisieren kann, obwohl ich mitunter das Gefühl habe gleich zusammen zu brechen. Respekt! – vor den PilgerInnen, die täglich 20-25 km hinter sich bringen. (Sylvia) Ohne die Gute-Laune-Musik von „El Bosso und die Pingpongs“ und ohne den Kaffee und die Erdbeertorte 3km vor Erreichen unseres Tageszieles, hätte ich mich heute an den Wegesrand gesetzt, auf den Bus nach Hause gewartet, oder besser, auf den Bus nach Kühlungsborn.

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