Vor lauter Anstrengung habe ich die Zeit vergessen. Die momentan einzig geltende Zeit ist die Zeit der Ankunft, weil sie mit der Frage verbunden ist: kann ich vor dem Abendessen noch ein wenig ruhen, lesen, duschen, faul sein. Einfach rumhängen, gammeln, nichts wollen, nichts müssen, nur liegen.

Beim Laufen beschäftigte mich in den vergangenen Tagen die Frage, warum Menschen alles in Kategorien einteilen müssen. Nehmen wir das Pilgern. Sind die „richtigen“ PilgerInnen die, die in Frankreich starten und den gesamten Weg durchlaufen? Oder sind es die, die jedes Jahr ein Stück des Weges gehen? Ist ein Tourist, wer den gesamten Weg geht, aber sein Gepäck transportieren lässt? Spielt das alles überhaupt eine Rolle? Wenn ja, für wen spielt das eine Rolle? Ist das überhaupt wichtig? Da werden Diskussionsrunden geführt und Argumente getauscht, aber am Ende zählt doch, was jedeR für sich selbst akzeptiert. Für die Menschen, die am Camino ihre Existenz aufbauen, dürfte es egal sein, ob die vorbei Eilenden, Humpelnden richtige oder falsche Pilger sind. Hauptsache, sie sind hungrig, durstig oder benötigen ein Nachtlager, ein Souvenir, ein Taxi.

So, ich muss jetzt das Licht löschen. Es wird zur Ruhe geläutet.

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