Meine wichtigsten Werte

„Schreib einen Artikel über deine drei wichtigsten Werte“ so lautete die Anregung von Judith Peters für einen Blogartikel. Einen Artikel über meine Werte? Interessiert das jemanden? Ich vertraue jetzt einfach mal auf Judiths Erfahrung zum Thema Blogartikel schreiben.

Früher hätte ich sofort geschrieben: Freiheit, Unabhängigkeit und Würde. Heute weiß ich, das sind meine unverrückbaren Werte, also die, die gesetzt sind, die sich in all den Jahren nicht verändert haben. Über die Würde habe ich erst kürzlich geschrieben, lies hier. Freiheit und Unabhängigkeit sind für mich so fest verankert, dass ich sie hier nur kurz erwähnen will. Freiheit ist für mich das Recht, zu wählen, (was will ich, wie will ich, wer will ich sein etc.), und zwar jeden Tag im Persönlichen, aber eben auch am politischen Wahltag. Unabhängigkeit ist die Fähigkeit, diese Freiheit auch zu nutzen, indem ich selbst wähle, selbst entscheide und selbst bestimme.

In diesem Beitrag geht es mir um die Werte, die sich im Lauf des Lebens auch ändern können und schon verändert haben. Aktuell sind dies bei mir die Werte Vertrauen, Intuition und Kreativität. Für mich sind sie eine Art heilige Dreieinigkeit, die mein Leben auf den Kopf gestellt hat und dies noch immer tut. Wenn ich nach meinen Werten lebe, spüre ich, dass ich im Einklang mit mir selbst bin. Ich habe das Gefühl, dass meine Entscheidungen, auch wenn sie manchmal schwierig sind, Sinn machen und zu mir passen.

Vertrauen

Vertrauen ist etwas, was ich mir aufgrund meiner Startgeschichte ins Leben hart erarbeitete. Früh hatte ich die Haltung entwickelt: Ich brauche niemanden, ich bin allein viel besser dran. Mein Misstrauen anderen Menschen gegenüber war groß, doch irgendwann erkannte ich, dass mich diese Haltung unglücklich und einsam macht. Ich traute mir nicht, schließlich hatte ich die Menschen geliebt, die mich so sehr verletzt und im Stich gelassen hatten. Das bedeutete, wenn ich liebe und vertraue, dann wird es gefährlich. Doch ich wollte nicht unglücklich und einsam sein, also durfte ich lernen.

Ich beobachtete, wie andere Menschen miteinander umgingen und verstand: Das A und O in jeder Beziehung ist Vertrauen. Es ist so etwas wie die unsichtbare Währung, in der wir täglich handeln, privat und geschäftlich. Wenn wir Menschen begegnen, ob Bekannte oder Unbekannte, messen wir ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit ab und bestimmen, ob und wie viel Vertrauen wir in sie investieren wollen. Ob privat oder geschäftlich, Vertrauen ist fundamental. Wenn ich nicht vertraue, schneide ich mich von etwas Wesentlichem ab: von Liebe, Freundschaft und der Freiheit zu entscheiden, wem ich vertrauen will und wem nicht.

Um dies zu können, durfte ich als Erstes lernen, mir selbst zu vertrauen. Dies lernte und lerne ich unter anderem, in dem ich die Gedanken, die ich über mich selbst und andere habe hinterfrage. Ich schenke nicht mehr dem erstbesten Gedanken glauben, der mir in den Sinn kommt, sondern ich suche immer noch einen zweiten, dritten Gedanken und wähle dann den mir sympathischsten aus, oder den, der mir am ehesten einleuchtet.

Intuition

Um anderen zu vertrauen, brauchte und brauche ich ein Maß, dem ich vertraue. Um entscheiden zu können, ob ich jemandem oder etwas vertrauen kann, nutze ich eine Art Vehikel oder Instrument, anhand dessen ich diese Entscheidung treffe. In der Intuition habe ich dies gefunden. Intuition ist für mich der innere Kompass, der mich führt, selbst wenn die äußeren Zeichen unklar sind und meine Gedanken sich nicht entscheiden können. Letztere finden immer viele pro und kontra Argumente. Die sind oft hilfreich, aber auch verwirrend. Meine Intuition erlaubt mir, Informationen zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen, die ich rational oft nicht erklären kann.

Intuition ist etwas, das sich nicht erzwingen lässt, dem ich mich aber öffnen kann. Ich konnte mich öffnen, als mir eine antike Weisheit in Form eines Zitats begegnete: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Das leuchtete mir sofort ein, denn im Vergleich zum Weltwissen oder zu dem Wissen des Universums ist mein Wissen so geringfügig, dass ich es getrost als „nichts“ bezeichnen kann. Ich weiß nicht, was das Leben mit mir vorhat, aber ich weiß aus Erfahrung, dass ich nichts kontrollieren kann. Dies zu erkennen, zu akzeptieren und mich dieser Ungewissheit hinzugeben, das öffnet den Raum für die Intuition.

Holger Rust, Professor für Sozialwissenschaften, schrieb einmal im Harvard Business Manager: „Intuition ist die Summe der Erfahrungen, die in einem konkreten Moment blitzschnell abgerufen und in Handeln übersetzt werden.“ Das klingt ziemlich kühl, aber für mich stimmt es. Meine Intuition hilft mir, schnelle Entscheidungen zu treffen, auch in der Begegnung mit Menschen. Wenn meine Intuition sagt „Vorsicht“, dann bin ich auch vorsichtig. Allerdings zeigt mir dann die Erfahrung in der Begegnung, ob dies gerechtfertigt ist oder nicht. Eine Entscheidung kann ich jederzeit revidieren, ich kann mich neu entscheiden. Das tue ich, wenn mir meine Intuition ein neues Signal gibt.

Kreativität

Früher dachte ich, ich sei immer dann kreativ, wenn ich gestalterisch oder künstlerisch tätig bin. Wenn ich meine Fantasie nutze, um etwas zu erschaffen. Ich war dann manchmal traurig, weil es Phasen in meinem Leben gab, da war ich nicht künstlerisch produktiv, ergo hielt ich mich nicht für kreativ. Bis ich mich dann im Studium intensiver mit dem Begriff der Kreativität beschäftigte und definierte für mich: Kreativität ist die Fähigkeit, Denkmuster zu hinterfragen, sodass neue die Idee für neue Handlungsweisen entsteht und dann auch in der neuen Art und Weise zu handeln. Setze ich den Schritt in die neue Handlungsweise nicht um, habe ich lediglich kreativ gedacht. Erst die Umsetzung erschafft und das ist für mich kreatives Handeln.

Diese Definition von Kreativität macht mich froh. Denn die Grundlagen dafür sind die Freude am Denken innerhalb und außerhalb der gewohnten Bahnen und da ich sehr neugierig und wissensdurstig bin, mangelt es mir nicht an Futter für neue Ideen. Außerdem probiere ich gern Neues aus, finde Zusammenhänge und jongliere auf der Grenze des Möglichen-Noch-Nicht-Möglichen und erweitere meine Grenzen so auf spielerische Art und Weise. Gepaart mit Vertrauen in mich selbst und in andere und meiner Fähigkeit zu schnellen Entscheidungen, die meiner Intuition entspringen, macht mich das zu einem Menschen, der Spaß am Leben hat, gern Neues ausprobiert und schaut, was daraus entsteht und es macht zu einer guten Therapeutin, weil ich so oft passende Impulse zur Veränderung geben kann.

Ein Zitat von Ursula K. Le Guin beschreibt sehr anschaulich, was die Verbindung meiner drei Werte Vertrauen, Intuition und Kreativität für mich bedeutet:

„Der kreative Erwachsene ist ein Kind, das überlebt hat!“

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
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