Monatsrückblick April 2025 – Mit Auf und Ab in den Frühling
Mein April 2025 in einem Zitat zusammengefasst:
Die häufigste Art, wie Menschen ihre Kraft verlieren, ist der Glaube, keine zu haben. – Alice Walker
Der April 2025 war ein stiller Monat. Ich war oft versucht zu glauben, ich hätte keine Kraft. Keine Kraft, keine Zeit, keinen Raum für das, was mir sonst Freude macht. Auch in diesem Monat habe ich Pläne verschoben, Aufgaben gestapelt und fast ausschließlich das getan, was unbedingt getan werden musste. Und während draußen der Frühling begann, fühlte ich mich oft müde, wie durchscheinend. Und doch: Irgendwo inmitten der Reduktion auf das Notwendigste – meine Arbeit mit Klient:innen, die Zeit mit Momo, ein paar ruhige Spaziergänge, lange Nächte des Schlafs – war sie da. Leise. Zart. Nicht als Feuerwerk, sondern als flackerndes Licht, das nicht verlischt.
Ich habe viel zurückgefahren. Und genau dadurch Raum geschaffen – für Atempausen, für Gespräche, für Stille. Zwischen all dem Gehetzt-Sein fand ich so auch Momente von innerem Frieden. Vielleicht ist das nicht weniger Leben, sondern genau die Art von Leben, die gerade möglich ist. Und vielleicht ist genau das meine Kraft – manchmal still, geduldig, wartend und in anderen Phasen energiegeladen und lodernd. Daran glaube ich und mit diesem Glauben geht es mir gut.
An Grenzen gekommen
Manchmal scheint alles miteinander zu fließen. Im Gegensatz dazu floss in den vergangenen Monaten alles in unterschiedliche Richtungen. Kaum hatte ich in mir ein kleines Stück Weite geschaffen, rückte das Außen wieder näher. In der WG fielen viele Kolleginnen krankheitsbedingt aus, und was blieb, war ein Kraftakt für alle, die da waren. Die Verantwortung, die Kinder rund um die Uhr zu begleiten, ließ keine Lücken zu. Ich habe gespürt, wie sich Erschöpfung und Unzufriedenheit in den Gesichtern der Kolleg:innen zeigten und sich auf die Stimmung legten. Das Privatleben steht in diesen Zeiten hintenan. Ich bin meinen Kolleg:innen sehr dankbar für ihren Einsatz und auch dafür, dass die Kinder den Unmut nicht zu spüren bekommen. Dieser richtet sich ja eher gegen die Strukturen der Jugendhilfe und findet, außer in der Leitung, keinen Kanal.
Für mich als Leitung ist das ein Spagat, der viel Kraft von mir fordert und mitunter schwer auszuhalten ist. Auf Leitungsebene versuchen wir Entlastung zu schaffen, indem wir Kolleg:innen aus anderen Teams einsetzen, doch das klappt nur bedingt. Strukturell lässt sich daran so schnell nichts ändern. Hier braucht es von mir viel Akzeptanz und Lösungsorientierung für die kleinen Schritte, damit ich mich von dem Ohnmachtsgefühl nicht anstecken lasse und mich darin nicht verliere.
Vorbereitung auf Ostern mit Momo
Meine Nachmittage mit Momo waren im April 2025 geprägt von den Ostervorbereitungen und vor allem von Momos österlicher Vorfreude. Sie hat mich mit ihren Fragen, mit den Löchern in meinem Gehirn konfrontiert.
Oma, warum bringt der Osterhase bunte Eier?
Weil Hasen und Eier ein Symbol für Fruchtbarkeit sind.
Was ist ein Symbol?
Ein Zeichen. Wenn wir spazieren gehen, laufen wir doch oft an dem Bild mit dem kackenden Hund vorbei. Der Hund ist durchgestrichen.
… weil der Hund dort nicht kacken soll.
Genau dafür ist das Bild ein Symbol.
Und was ist Fruchtbarkeit?
In der Zeit, wenn Frauen ihre Regel haben
… wenn das Blut aus Mama läuft
Ja, die Blutungen heißen Regel. In dem Alter, in dem Frauen ihre Regel haben, können sie Kinder bekommen. In der Zeit sind sie fruchtbar. Ich habe keine Regel mehr, deshalb kann ich keine Kinder mehr bekommen.
Und Hasen bekommen viele Kinder? Haben Hasen auch ihre Regel?
Mit derartigen Fragen fordert Momo mein Improvisationstalent und bringt mich ganz schön ins Schwitzen. Wenn ich ihr antworte: „Das weiß ich nicht, da gebe ich dir nächste Woche eine Antwort“, muss ich die Antwort bis dahin wirklich finden, denn Momo fragt wieder nach. Dieses Kind vergisst nichts.
Meine erste Radtour im Südraum Leipzig
Das für mich immer noch neue Wohnumfeld mit dem Fahrrad erkunden, war einer der Punkte, auf den ich mich schon vor dem Umzug gefreut habe. Eine Runde um den Hainer See kann ja nicht so schwierig sein, dachte ich. Doch meinen Orientierungssinn hatte ich an diesem Tag zu Hause an der Garderobe vergessen, also habe ich mich ordentlich verfahren. Statt der geplanten Stunde wurden so drei Stunden. Schön war es dennoch und ich habe mich mit einer leckeren Spargelmahlzeit in der Hafenbar belohnt.
Unterwegs dann doch immer mal wieder Kopfschütteln meinerseits. Viele Jahre habe ich davon geträumt, so eine kleine Hütte am Hainer See als Schreibhütte zu besitzen. Bei meiner Fahrt um den See kam ich an einigen Luxusbauten, den Stelzenhäusern, die bis ins Wasser hineinragen, vorbei. Eines davon stand zum Verkauf und während ich den Preis las, habe ich meinen Traum begraben: pro m² werden da 5000 € aufgerufen. Schade. Und gleichzeitig, während ich das schreibe, sitze ich im Garten. Das ist ja auch eine Form von Luxus.
Nachmittage mit Momo im April 2025
Mangels Kindern auf dem örtlichen Spielplatz suchen wir uns kleine Ausflugsziele, die auf dem Weg nach Hause liegen. Im April erkundeten wir so den Tagebau „Vereinigtes Schleenhain„. Die Maschinen sind schon sehr beeindruckend, und wir kamen uns beide – angesichts der Erdmassen, die da bewegt werden – winzig vor.
Egal, ob große Steine, kleine Hügel oder eine Wegabsperrung, Momo hat eindeutig die Kletterlust ihrer Eltern geerbt. Überhaupt hat sie einen riesigen Bewegungsdrang. In ihrer Begleitung ist mein Sportlevel für die Woche am Mittwochabend erreicht. Die Beschriftung auf der Absperrung ist mir übrigens erst aufgefallen, als ich mir die Fotos angesehen habe. Gibt mir irgendwie das Gefühl von Hoffnung, dass im tiefblauen AFD-Land auch noch anders gesinnte Menschen unterwegs sind.
Wir saßen im Garten beim Abendessen, als plötzlich Fanfaren- und Trommelklänge zu hören waren. Momo rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum, also zogen wir los, um uns die Ursache für die Musik anzuschauen und landeten mitten im Fackelumzug zum Maibaumstellen. Für mich befremdlich, für Momo faszinierend. Sie wollte unbedingt die gesamte Runde mitlaufen, also liefen wir mit und wurden am Ende belohnt mit Bratwurst, roter Fassbrause und einer Tanzgruppe, die zu Helene Fischer Musik herumhüpfte. Momo hatte große Freude an all dem und ich hatte Freude an Momos Freude.
Was ich im April 2025 gelernt habe
Egal, wie erschöpft ich mich fühle, im Garten zu hocken, die Farbenpracht auf der Wiese zu sehen und dem Krawall der Vögel zu lauschen, macht mich innerlich still und friedvoll und stärkt mich.
In der Hängematte kann ich mich ganz wunderbar entspannen und gleichzeitig arbeiten. Die Schaukelbewegungen und die frische Luft beruhigen mein Nervensystem und plötzlich fühlt sich Arbeit gar nicht mehr wie Arbeit an.
Obwohl im April oft die Sonne schien, war es abends verdammt kalt. So viele Abende wie im April habe ich in keinem der vorangegangenen Monate den Kamin angemacht. In die Flammen schauen und dabei Hörbuch hören ist eine ganz neue Qualität von Entspannung für mich. So habe ich mir das immer vorgestellt, aber erst jetzt habe ich diese Form der Entspannung für mich entdeckt.
Bauarbeiten nerven, aber das wusste ich schon aus der ersten Bauphase, dem Ausbau meiner Wohnung. Dass ich die Fähigkeit habe, den Lärm, den Dreck im Hof und das Gewusel der Arbeiter auszublenden, ist eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Im Garten sitzen und schreiben, während im Hof, also 5 Meter von mir entfernt, gearbeitet wird, gelingt mir mithilfe von Noise-Cancelling-Kopfhörern und indem ich mich so setze, dass ich den blühenden Garten sehe. Prinzipiell bin ich sehr geräuschempfindlich, doch diese beiden Maßnahmen helfen mir, mich auf das zu fokussieren, was für mich gerade ansteht. Diese Entdeckung macht mich sehr, sehr froh.
Diese Postkarte fand ich an der Kühlschranktür einer Klientin. Ich konnte nicht anders, musste ihn – mit ihrer Erlaubnis – fotografieren. Dieser Spruch hat es definitiv in die Liste meiner Lieblingssprüche geschafft. Was für eine wunderbare Erklärung dafür, dass ich noch nie gern putzte. Sehr entlastend 🙂
Osterurlaub mit Momo
Momo liebt Zugfahren. Diesmal hat sie mich sehr überrascht. Als ich ihr sagte, wir gehen essen, zückte sie ihr Portemonnaie und nahm 20 Cent heraus. Noch bevor ich bestellen konnte, legte sie die 20 Cent auf den Tresen. Auf die Frage der Bedienung, was sie denn dafür haben möchte, antwortete Momo „für dich“. Die Frau sah mich fragend an und als ich ihr sagte, das sei Trinkgeld für sie von Momos Taschengeld, konnte ich sehen, wie sich ihr vor Freude Gesicht erhellte. Sie bedankte sich bei Momo und jedesmal, wenn wir durch den Speisewagen liefen, winkten sich die beiden zu.
Schon Wochen vor unserer Reise zu Andreas freute sich Momo darauf, die Fische zu füttern. Der fette, weiße Koi ist im Übrigen einer ihrer Lieblingsfische. Ich persönlich finde den ja irgendwie nackt und ein wenig gruselig.
Neben dem obligatorischen Besuch vom Gondwana – das Praehistorium, machten wir einen Ausflug zur Hängeseilbrücke Geierlay. Das ist die längste Hängeseilbrücke Deutschlands und für mich ziemlich wacklig. Andreas und Momo machten sich einen Spaß daraus, mich zu ärgern und vor und hinter mir ein wenig zu hüpfen.
Irgendwann war ich für Momo zu langsam und sie flitzte vornweg. Über die Brücke zu laufen, ist wirklich ein Erlebnis. Zu wissen, dass die Gemeinde den Bau der Brücke durch Erlöse aus dem Bau eines Windkraftparks finanziert hat, macht die Tour für mich noch spannender.
Die erste Nacht mit Momo im Wohnmobil. Sie liebt es. Während der Fahrt hinten am Tisch sitzen und malen oder UNO mit mir spielen, hat sie sehr fasziniert. Für sie und uns war es ein Geschenk, dass auf dem Campingplatz Bingen eine Familie mit vier Kindern Urlaub machte. Es dauerte keine drei Minuten, und Momo war verschwunden. Ich nutzte die Zeit und ging ein wenig am Rhein spazieren.
Was im April 2025 sonst noch los war
- Ermutigt: Obwohl ich aktuell weniger blogge als erhofft, sind zwei meiner wichtigsten Beiträge im SEO-Ranking gestiegen: „Annehmen was ist – Radikale Akzeptanz“ – von Platz 9 auf Platz 4 und „Eine Anleitung zu emotionaler Selbstregulation“ von Platz 4 auf Platz 2.
- Verbunden: Ein Familienessen mit der Wahlfamilie. Auch wenn Franz nun endgültig im Altersheim wohnt, saß er die ganze Zeit bei uns, weil wir so viel über ihn sprachen und uns an viele schöne Momente erinnerten.
- Bewundernd: Am 1. April 2025 startete die Berlinerin Rabea Rogge mit der Mission Fram2 (erster bemannter Polarflug) als erste deutsche Frau ins All.
- Widerständig: In einem Podcast mit Joe Rogan erklärte Elon Musk, dass er Empathie für die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation hält.
- Inspiriert: Die | Twist | ARTE – Dokumentation „Wie leben mit dem Kindheitstrauma?“ hat mich sehr inspiriert. Mit dem Trauma auf kreative Art umzugehen, ist definitiv ein Weg zu mehr Lebensfreude.
Was steht an im Mai 2025?
- Eine Woche Urlaub mit Freundin Gesa auf Kreta.
- 2 Therapie-Abschlussberichte schreiben.
- Spargel essen in jeder Zubereitungsform.
- Start meiner diesjährigen Blogparade.
- Urlaub mit Andreas: mit der Villa (Wohnmobil) in die Bretagne fahren.
Darüber habe ich im April 2025 gebloggt:
Aufstehen und in Würde strahlen!
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Liebe Angela, lieben Dank für deinen ermutigenden Kommentar. Ich gehe mit meinen Kopfhörern nicht spazieren, weil mir dann die Musik der Vögel entgehen würde, die ich so sehr liebe. Aber ansonsten nutze ich sie sehr häufig im Alltag, um mich abzuschotten. Welche nutzt du denn? Ich bin noch auf der Suche nach kleinen NC-Kopfhörern. Liebe Grüße Sylvia
Liebe Sylvia, die sozialen und pflegenden Bereiche kommen mir immer mehr vor wie eine zu kurze Decke. Wenn wir am oberen Ende ziehen, gucken die Füße raus. Und wir nehmen das zur Kenntnis und knirschen mit den Zähnen, dass die Füße frieren, aber besser wird es nicht. Meine Arbeit steht nur indirekt im Kontakt mit dem Bildungssystem, in dem ähnlich der Mangel verwaltet und hin und her verschoben wird. Es ist so zermürbend.
Umso mehr freue ich mich, wie du dir Freiräume schaffst und für dich sorgst. Und besonders habe ich mich auch über die Graffiti auf den Absperrungen gefreut. Es gibt immer noch Hoffnung 🙂 Und ohja: Noise Cancelling Kopfhörer sind ein echtes Geschenk. Seit ich meine habe, gehe ich fast nur noch mit denen spazieren.
Ich bin sehr gespannt auf deine Blogparade und danke dir für diese berührenden Einblicke in deinen April 25!
Liebe Grüße
Angela