Monatsrückblick Juni 2023 – Auch kleine Krisen erfordern Entscheidungen

Hier bin ich in meinem Element: warme Luft und ich bin auf dem Wasser. Das wäre mein liebster Lebensort: wohnen auf dem Hausboot – jedenfalls im Sommer. Doch statt Hausboot geben mir im Juni 2023 Fähren dieses Gefühl.

Dieser Juni 2023 war intensiv und traumhaft schön. Damit meine ich nicht das Wetter, denn alles über 25 Grad ist mir viel zu warm. Da passte Norwegen als Urlaubsziel. In diesem Monat feierte ich Feste, traf Freundinnen, arbeitete viel und ich durfte ein paar Entscheidungen treffen, die ich nicht treffen wollte. Der Juni war wieder so angefüllt, dass ich vor diesem Beitrag sitze, den ich schreiben will und mich erst einmal frage: Was war eigentlich los in diesem Monat. Das Schreiben des MoRüBli (Monatsrückblick), wie Judith Peters, (meine Blog-Motivartorin) ihn nennt, schult mein Gefühl von Dankbarkeit und verlangsamt durch die Erinnerung, die wahrgenommene Zeit. Es gab einige Turbulenzen und ich bin froh, dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen. In solchen Momenten bin ich dankbar dafür, dass ich schnelle Entscheidungen treffe, wenn ich merke, wie nah eine Situation mich an das Gefühl von Ohnmacht bringt.

Mein Instagram-Account wurde übernommen

Anfang des Monats erhielt ich auf Instagram die Information, dass ich angezeigt wurde, weil ich gegen die Gemeinschaftsstandards verstoßen hätte. Zumindest sah die Nachricht so aus, als wäre sie direkt von Instagram. Ich wurde aufgefordert, den Code, den Instagram mir an meine hinterlegte Telefonnummer sendet, zu bestätigen. Auch dieser Code kam in einer Nachricht, die vom Layout her anderen SMS von Instagram entsprach. Also dachte ich mir nichts dabei und bestätigte den Code. Großer Fehler. Im nächsten Moment hatte ich keinen Zugriff mehr auf meinen Account.

Ich versuchte über alle Möglichkeiten, die mir über Google, YouTube und Meta aufgezeigt wurden, den Zugriff wieder zu erhalten. Doch da der Hacker – er nahm in der Nacht sogar noch Kontakt mit mir auf – sowohl meine E-Mail-Adresse, als auch meine Telefonnummer kannte, war er immer einen Schritt schneller. So scheiterten alle Versuche, denn die Nachrichten von Instagram an mich, wurden von ihm abgefangen. Ja, in der Nacht ärgerte ich mich. Die Arbeit von 2 Jahren war einfach futsch. Für alle noch sichtbar, aber eben von mir nicht mehr zu verwalten. Ich traf eine Entscheidung: Ein neuer Account muss her. Ich fange noch einmal von vorn an.

Klar habe ich mich erst einmal geärgert, dass all die Arbeit, die ich in meinen alten Account gesteckt habe, verloren ist. Doch ich wollte weder in diesem Gefühl von Ärger, noch in der Ohnmacht stecken bleiben. Ich bin heute sehr froh und dankbar, dass ich in einem Monat schon wieder 61 Follower:innen habe.

Norwegen – oberhalb vom Polarkreis fühle ich mich zu Hause

Im Vorfeld der Reise hatten wir uns vorgenommen: in diesem Jahr machen wir einen ruhigen Urlaub. Ruhig meint, wir fahren nicht wieder tausende von Kilometern. Doch wie das so ist mit Plänen, sie werden dafür gemacht, dass sie verworfen werden können. Mit der Fähre fuhren wir von Hirtshals (Dänemark) nach Bergen. Von hier aus sind es knapp 200 km nach Fjord–NorwegenWir hatten uns im Vorfeld keine Ziele gesetzt, was wir uns anschauen wollen, klar war nur: schöne Orte, wir kommen. Wo es uns gefällt, da bleiben wir, egal ob Stunden oder Tage.

Angeln, Wandern, steile Auf- und Abstiege, Wasserfälle, Fjorde, Tunnel, Schnee und Gletscher, Elche und Rentiere, Polarkreis, Mitternachtssonne – all das macht Norwegen zu einem Traumreiseland für uns.

Letztlich sind wir dann doch über 3000 Kilometer gefahren. Nach der ersten Station am Geirangerfjord trieb es uns zu unserem Traumziel: auf die Lofoten. Sie sind ein Traum für mich, nur leider nicht zur Sommerzeit. Angesichts der Massen von Wohnmobilen, welche die Inselgruppe heimsuchten, trafen wir nach zwei Tagen die Entscheidung, die Lofoten wieder zu verlassen.  Dennoch, ich bin mir sicher: Eines Tages werde ich die Lofoten erkunden.  Allein die Tatsache, dass wir für dieses Ziel den Polarkreis überqueren durften, hat mich glücklich gemacht. Ich liebe es, wie sich die Landschaft oberhalb des Polarkreises verändert. Die Bäume werden kleiner, alles wird karger und gleichzeitig weiter. Oberhalb des Polarkreises entsteht in mir ein Gefühl von angekommen.

Feste feiern und Begegnungen mit Freundinnen

Anfang Juni überraschte mich meine Nichte Melissa mit einem Besuch in Leipzig. Wir kennen uns noch nicht so lange und doch ist eine innige Verbindung zwischen uns. Wir verbrachten gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten einen angeregten Abend in einem Leipziger Irish-Pub. Mit Gesa traf ich mich zum gemeinsamen Besuch bei der Friseurin und mit Kristina gab es einen Abend ganz für uns.

Verabredet waren wir zum Theater und im Anschluss noch einem Wein auf dem Freisitz. Beide kamen wir ganz erschöpft von der Arbeit und hofften, die andere möge zu spät kommen. Es war einer der ersten warmen Abende und der Freisitz lockte. Doch dann saßen wir brav im Theater. Anfangs beide irritiert, weil das Stück „Der Würgeengel“ doch etwas abseits der Konsum-Sehgewohnheiten liegt. Nach 10 Minuten innerer Nörgelei traf ich die Entscheidung: Jetzt lass dich darauf ein und sieh, was passiert. Ergebnis: Das Spiel auf der Bühne und der Gesang nahmen mich gefangen. Ich war gebannt und begeistert. Für mich war es eine Familientherapie in Endlosschleife. Verwirrend gut.

Ich liebe es, diese Begegnungen mit Menschen, denen ich mein Herz weit öffne. Egal, wie wir die Zeit miteinander verbringen, ob bei einem gemütlichen Kneipenabend, am Feuer hockend, im Theater oder wenn wir gemeinsam die Friseurin aufsuchen, dies ist heilige Zeit. Ich möchte nicht einen der kostbaren, gemeinsamen Momente missen.

Der Juni ist jedes Jahr geprägt von Geburtstagen. Einige meiner Herzensmenschen sind im Juni geboren und in welchem Monat macht es mehr Freude Partys zu feiern, als im Juni. Die Nächte sind lang und meistens auch angenehm warm. Gemeinsam an einer langen Tafel hocken, bei leckerem Essen und Getränken, angeregten Gesprächen und viel liebevoller Energie. Meine Freundin Kristina feiert ihren Geburtstag gemeinsam mit ihrer Mutter, die ich für mich vor vielen Jahren zur Wahlmutter erkoren habe.

Auch das liebe ich an den Feiern dieser Familie, wenn die jungen Menschen zu Ehren der Alten ihre Instrumente auspacken und gemeinsam musizieren.

Elgard ist inzwischen hochbetagt und da niemand von uns weiß, wie oft wir noch miteinander feiern können, war ich sehr glücklich, am 24.6. als Überraschungsgast auftauchen zu können. Ich wusste vorher nicht, wann ich in Leipzig ankomme (Samstag oder Sonntag), so stieg ich am Samstag gegen 22.30 Uhr vom Zug in ein Taxi, brachte schnell die Koffer nach Hause und fuhr weiter zur Party. So war ich noch vor Mitternacht da und konnte mit all den Anderen um Mitternacht ein Geburtstagsständchen für Dame Elgard trillern.

Was in diesem Monat sonst noch los war

  • Tag X in Leipzig – direkt vor meiner Haustür. Das massive Polizeiaufgebot, der permanent dröhnende Hubschrauber über unserem Viertel, die jungen Menschen, die über Zäune in die Hinterhöfe flüchteten und einen Ausweg aus dem Polizeikessel suchten – und hoffentlich fanden, denn keine:r von ihnen sah gewalttätig aus. Das alles war verstörend und beängstigend. Was mich dabei am meisten verstört, ist die Berichterstattung. Alle, die das Urteil gegen Lina E. und das Demo-Verbot anzweifelten und an der einzig erlaubten Demo teilnahmen, wurden in der Berichterstattung dem linksradikalen Spektrum zugeordnet. Das nervt mich ebenso wie die übertriebene Polizeipräsenz und die (wenigen!) randalierenden Menschen, die es darauf anlegen, mit der Polizei Krieg zu spielen.
  • Meine wunderbaren Nachmittage mit Momo. Nach dem Kindergarten auf den Spielplatz, zusammen einkaufen gehen und überlegen, was wir denn heute essen wollen – diese Nachmittage sind mein kleines großes Wochenglück. Am 04. Juni waren wir zum ersten Mal in Momos Leben im Kino „Überflieger – Das Geheimnis des großen Juwels“, natürlich gab es Popcorn und Slush. Den Film mochte sie, doch sie war ein wenig enttäuscht, weil der Saal bis auf sechs Personen leer war.

Gemeinsam schaffen wir uns viele kleine und große Glücksmomente. Ich liebe mein Dasein als Oma!

  • Nicht schön, aber doch auch eine Entscheidung, nur nicht meine: Zwei Herzensmenschen haben entschieden sich zu trennen. Obwohl sie einander sehr verbunden sind, ein gemeinsames Kind haben, gehen die Lebensvorstellungen zu weit auseinander. Für die Art und Weise, wie sie miteinander um ihre Beziehung rangen. Wie sehr sie dabei auf ihr Kind schauen und versuchen, die Trennung so leicht wie möglich für das Kind zu machen. So haben sie sich vorerst für das Nestmodell entschieden -, dafür zolle ich den beiden großen Respekt. Das bekommen nur wenige Menschen so hin.
  • Trotz Urlaub komme ich in diesem Monat auf 20 Therapiesitzungen bei 9 Familien, 4 Coachings und 1 Supervision.
  • Unser ältestes Mädchen in der Walter-WG (16) feierte Jugendweihe und ihren Schulabschluss. Alle Kolleg:innen gaben sich große Mühe, die beiden Tage zu einem echten Erlebnis für A. zu machen. Es gab Geschenke, die wir auch in unseren jeweiligen Freundeskreisen sammelten und als große Überraschung fuhr sie mit einer Kolleg:in und einer ehemaligen Kollegin nach Berlin zum Pink-Konzert, inklusive erster Übernachtung im Hotel. Ich habe mich so gefreut für sie und ich liebe meine Kolleg:innen sehr dafür, dass sie so gut für die Kinder sorgen.

Unsere Back-Göttin Grit hat wieder zugeschlagen. Die Jugendweihe war Anlass genug, wieder aufs Ganze zu gehen.

Mein Blog-Rückblick auf den Monat (z. B. Juni) 2023

Was ist der Unterschied zwischen Flashback und Trigger? – lies hier.

12 von 12 Juni 23 – hier geht es lang.

Sieben Tipps für mehr Selbstfürsorge in deinem Alltag – findest du hier.

Krisen: zehn Gründe, warum ich sie liebe – persönliche Chancen erkennen und nutzen – bitte schön.

Was mich im Juli erwartet

  • Noch einmal eine Woche Urlaub mit meiner Freundin Kristina. Wir wissen noch nicht, was wir machen, aber klar ist: Wir machen.
  • Eine Supervision mit einem Team der Sozialpsychiatrie im Landkreis Leipzig. Da ich selbst ein paar Jahre in der Psychiatrie gearbeitet habe, freue ich mich sehr auf das Team.
  • Ich arbeite gerade an meinem ersten Online-Angebot und dem ersten Online-Workshop, den ich für Ende August plane.

4 Kommentare

  1. Sylvia Tornau 2. Juli 2023 um 22:10 Uhr

    Liebe Steffi, ja, das mit der Oma-Rolle kann ich auch nur, weil wir alle in einer Stadt leben. Sonst wäre ich auch arg traurig. LG Sylvia

  2. Sylvia Tornau 2. Juli 2023 um 22:08 Uhr

    Liebe Laura, der Gruß an Leipzig ging raus, die Lindenbäume schüttelten vor Freude ihre Äste aus. (Danke sehr, das klebt jetzt alles auf meinem Auto. Grins)

  3. Steffi 2. Juli 2023 um 18:16 Uhr

    Oha! Danke für die Warnung vor den Instagrambetrügern. Ich glaube, in diese Falle wäre ich auch getappt. Schön, wie sehr du deine Omarolle ausfüllst. Leider ist das bei uns nicht ganz so und ich leide darunter, weil ich sehr schöne Erinnerungen an meine Großeltern habe.
    Ich mag ebenfalls die skandinavischen Länder. LG Steffi

  4. Laura 2. Juli 2023 um 11:45 Uhr

    Liebe Sylvia, danke, dass du uns an deinem Monat teilhaben lässt. Besonders die Erzählungen über Momo haben mich sehr berührt. Du bist ja wirklich sehr gerne Oma!
    Und grüß mir Leipzig! Wäre ich in Deutschland geblieben, wäre ich vielleicht in meiner alten Studienstadt gelandet.
    Herzliche Grüße aus Kenia!
    Laura.

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
Für ein erfülltes Leben in Verbundenheit.

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